Folge 7-Barrierefreiheit
Shownotes
In der heutigen Folge erzählen wir euch etwas über die Barrierefreiheit und die verschiedenen Formen von Barrierefreiheit. Wir erklären, dass nicht nur “Rollstuhlfahrer” von Barrieren betroffen sind, sondern das es noch noch viele weitere gibt.
Bei Barrierefreiheit denken immer alle an Menschen im Rollstuhl.
Aber was ist mit Menschen die nicht gut sehen oder hören können. Oder die längere Zeit benötigen um einen Sachverhalt oder eine Info zu verstehen?
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Beschreibung: Hi, in der heutigen Folge erzählen wir euch etwas über die Barrierefreiheit und die verschiedenen Formen von Barrierefreiheit. Außerdem erzählen wir über einen Vorfall aus Essen in dem die Barrierefreiheit eine große Rolle spielt. Ebenfalls erklären wir, dass nicht nur “Rollstuhlfahrer” von Barrieren betroffen sind, sondern noch viele mehr.
Beschreibung: Verschriftlichung Folge 7
Beschreibung: [Jan]: Hallo und herzlich willkommen zu der siebten Podcastfolge der Lebenshilfe „“Über Umwege durchs Leben“. Im heutigen Thema geht es um die Barrierefreiheit. Die Barrierefreiheit wurde ja schon in der allerersten Folge vom Podcast von den älteren Fsjlern angerissen. Also die sind dann in der Stadt rumgelaufen und haben geschaut, wo überall Barrierefreiheit ist und in welcher Form Barrierefreiheit vorhanden ist. Wir erzählen euch heute, dass die Barrierefreiheit noch viel mehr ist, als zum Beispiel das Klackern an den Ampeln.
Beschreibung: [Lucie]: Also durch die UN- Behindertenrechtskonvention, die 2009 in Kraft trat, fing das alles an. Da ging es ja hauptsächlich um die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung, dass sie weniger diskriminiert werden in der Gesellschaft. Und die meisten Menschen verstehen unter Barrierefreiheit eigentlich so Rampen statt Treppen, Breite Türen und absenkbare Busse, doch bauliche Veränderung und speziell ausgerüstete Fahrzeuge reichen nicht aus, um den Alltag Barrierefrei zu gestalten. Barrierefreiheit heißt, dass Gebäude und öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen und auch Gebrauchsgegenstände so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde zugänglich sind. Es gibt auch verschieden Arten von Barrieren, die Jan jetzt mal anschneidet.
Beschreibung: [Jan]: Ja einerseits gibt’s die vertikale Barriere, also Höhenunterschiede, die so groß sind, dass Menschen im Rollstuhl auf Gehhilfen angewiesen sind. Oder auch für Menschen. Zum Beispiel Stufen, wie schon gesagt, beim Bus, das gibt es ja auch oft. Dann ist da so ne Rampe. Der Bus kann sich ja auch absenken, sodass Menschen, die nicht im Rollstuhl sitzen, sondern es schwer haben, hohe Stufen zu gehen, leichter reinkommen. Dass zum Beispiel wäre eine vertikale Barriere.
Beschreibung: [Lucie]: Es gibt auch noch die horizontalen Barrieren. Zum Beispiel enge Türrahmen, die zu schmal sind, um mit dem Rollstuhl hindurchzukommen. Also man könnte sagen, dass das alles Gebäude oder Orte sind, die das Durchkommen erschweren oder unmöglich machen.
Beschreibung: [Jan]: Eine Barriere, die auch so ähnlich ist, ist die räumliche Barriere. Und da geht’s darum, also, wenn die Bewegungsfläche für einen Rollstuhlfahrer zu eng ist, um sich selbst zu drehen. Also zum Beispiel, wenn ein enger Raum mit vielen Möbeln zugestellt ist, im engen Gang, oder sowas.
Beschreibung: [Lucie]: Dann gibt’s noch die ergonomischen Barrieren. Das ist zum Beispiel für ältere Menschen, die auf Haltegriffe oder sowas angewiesen sind und Schwierigkeiten haben Bewegungsdurchführungen zu machen. Das zählt zu den ergonomischen Barrieren. Um das Vorzubeugen gibt es dann Sitzgelegenheiten auf langen Strecken, oder wie schon gesagt diese Haltegriffe, die man auch in der Dusche finden kann. Und man sieht ja auch immer auf den öffentlichen Toiletten, da gibt’s ja auch ne extra Kabine, wo man auch die Haltegriffe sieht, für Menschen die im Rollstuhl sitzen, die es nicht alleine schaffen, auf Toilette zu gehen.
Beschreibung: [Jan]: Ebenfalls gibt es die anthropometrische Barriere. Dass ist zum Beispiel, wenn ein Objekt zum Beispiel ein Knopf oder Schalter zu hoch oder zu weit entfernt ist, dass Leute, die in ihrer Umgebung eingeschränkt sind, dass sie die dann erreichen können. Zum Beispiel im Bus, wenn jemand im Rollstuhl sitzt aber der Griff zum fest halten zu weit oben ist, dafür gibt es dann so Griffe an der Wand. Das ist damit gemeint.
Beschreibung: [Lucie]: Zu guter Letzt gibt es die sensorischen Barrieren. Das ist einfach, wenn der Hör- Seh- oder Tastsinn beeinträchtigt ist. Damit wird dann die Orientierung der betroffenen erschwert. Das sind zum Beispiel schlechtes Licht oder fehlende optische Hinweise für Hörgeschädigte. So könnte man ja eigentlich sagen, dass durch Barrierefreiheit Unfälle präveniert und die Selbständigkeit gefördert wird.
Beschreibung: [Jan]: Ich find es erstmal erstaunlich, wie viel Arten es von Barrierefreiheiten gibt also auch von Barrieren. Ich hab immer, wenn ich daran gedacht habe nur daran gedacht, dass ein Rollstuhlfahrer den Aufzug nehmen muss oder an der Ampel, dass die klackert. So kleine Sachen, die einem im Alltag auffallen. Aber, dass es so viele Sachen sind, damit hätte ich nicht gerechnet.
Beschreibung: [Lucie]: Man denkt bei Barrierefreiheit an den Rollstuhlfahrer, der dann die Treppen nicht hochkommt oder an jemanden, der einen Aufzug benutzen muss. Aber so wenn man sich einprägt, dass es viel mehr verschiedene Arten davon gibt. Es gibt ja auch die digitale Barrierefreiheit, die besagt dass man Verschriftlichungen macht, als dass unten ein Untertitel steht oder dass einfache Sprache benutzt wird auf Websites oder deutlich lesbare Schrift, für Menschen, die keine gute Sehfähigkeit besitzen. Das findet ihr ja auch immer bei unserem Podcast, da ist ja auch immer die Transkription unten. Das ist auf jeden Fall ne gute Sache, dass das alles mal berücksichtigt wird.
Beschreibung: [Jan]: Apropos digitale Barrierefreiheit. Da habe ich heute sogar noch einen Artikel gesehen, aber ich glaube der war schon etwas älter. Da wurden zwei Sachen entwickelt, die bei der digitalen Barrierefreiheit helfen sollen. Einmal war das ne App auf dem Handy, die ist für Menschen die nicht gut lesen können. Damit kann man ein Arbeitsblatt ein Schild oder irgendeinen Text einscannen. Die App scannt das automatisch ein und liest den dann laut vor. Finde ich, ist auch schon gut gelöst. Was es auch gab war für den Computer der “Eyetracker“. Den bringt man unten am Computer oder oben an. Der guckt dann in deinen Augen, wo du auf dem Bildschirm bist. Wenn du dann zum Beispiel einen Text liest und eine Zeile überspringst oder ne Zeile doppelt liest und sagt ob er die Schrift vergrößern soll, ob man unkonzentriert ist. Und das finde ich eigentlich schon sehr gut gelöst.
Beschreibung: [Lucie]: Das, was du gerade angesprochen hast, das gilt ja so für die sensorischen Barrieren, wenn jemand zum Beispiel nicht so gut sehen kann, dass das dann diktiert wird.
Beschreibung: [Jan]: Ja, genau und dass wird dann mit digitalen Mitteln gelöst. Wir sind ja im technischen Zeitalter und da denke ich auch, wird sich das in der Zukunft noch sehr verändern und es wird auch viel mehr Sachen geben die Leuten bei einer Barriere zu umgehen helfen werden.
Beschreibung: [Lucie]: Und vor Allem auch im heutigen Zeitalter ist es auch total wichtig, dass auch digitale Barrierefreiheit stattfindet. Man muss sich ja so ein bisschen immer weiterentwickeln und das gilt dann ja auch für die Barrierefreiheit.
Beschreibung: [Jan]: Ja genau und der digitale Bereich wird ja auch immer wichtiger, wenn man sieht, wie viele Bürojobs es gibt oder auch wie viele Leute am Computer täglich arbeiten. Auch wir bei der Lebenshilfe arbeiten ja auch im Büro. Da ist es schon sehr wichtig, dass es sowas gibt.
Beschreibung: [Lucie]: Auf jeden Fall hattest du ja auch die Tage einen Artikel in der WAZ gefunden, richtig?
Beschreibung: [Jan]: Ja
Beschreibung: [Lucie]: Wo es um ein kaputten Fahrstuhl ging in einem Hochhaus, möchtest du vielleicht ein bisschen mehr noch erzählen. Fand ich nämlich auch sehr interessant.
Beschreibung: [Jan]: Ja, gerne. Das war ein Artikel, der spielt auch in Essen. Das war ein Hochhaus, in Fronhausen. Da wird der Aufzug erneuert. Das hat glaube ich acht Stockwerke das Hochhaus mit 160 oder 106 Stufen. Und dann, wenn der Aufzug, der ist jetzt schon ein Monat kaputt. Die Bewohner in dem Haus, sind meistens ältere. Das ist für die dann ein sehr großes Problem. Da wurde auch von einzelnen Bewohnern geschildert, die relativ weit oben wohnen. Das war ein Ehepaar und ihr Mann war ziemlich alt. Die Frau war noch einigermaßen fit. Aber, wenn der Mann das Haus verlassen will, muss er den Fahrstuhl benutzen. Das heißt im Endeffekt, dass er die ganzen Wochen, wo der Fahrstuhl erneuert wird, das Haus nicht verlassen kann. Die hatten sogar einen Hund und dann musste die Frau den ganzen Tag mit dem Hund gassi gehen, einkaufen gehen. Sie hat alles gemacht und er war sozusagen in der Wohnung eingesperrt.
Beschreibung: [Lucie]: Da gab es auch jemanden mit Herzproblemen hab ich gelesen und der musste drei Mal die Woche zur Dialyse und das ist natürlich auch lebensnotwendig. Dann haben sich junge Männer auch bereiterklärt den Rollstuhle jeden Tag hoch und runterzutragen. Das ist auch ne ganz schöne Arbeit, wenn man merkt, wie viele Menschen darauf angewiesen sind so einen Fahrstuhl jeden Tag zu benutzen. Da merkt man ja mal, was Barrieren ausmachen für Menschen mit Behinderung, für alte Menschen. Es geht ja auch um Mütter oder Väter mit Kinderwagen, die dann auch zum Beispiel Probleme haben Bordsteine zu überqueren. Da sind ganz schön viele Menschen von betroffen.
Beschreibung: [Jan]: Was ich auch noch sehr erschreckend fand. Da war auch noch ein Ehepaar und die konnten auch nur sehr mit hohem Kraftaufwand das Haus verlassen. Und wenn sie die Treppen hochwollten war es auch sehr anstrengend für sie. Das heißt im Endeffekt mussten die aus dem Haus raus und haben sich dann eine Mietwohnung für ein paar Wochen glaub ich gemietet und dafür haben die dann 600 Euro bezahlt und das ist schon krass. Die meinten ihre Wohnung da kostet im Monat genau so viel für einen Monat. Das ist schon sehr erschreckend, dass sie aus dem aus raus müssen und dann noch von ihrem eigenen Geld ne Mietwohnung für 600 Euro kaufen müssen, nur weil der Vermieter sozusagen das nicht hinbekommt in einer etwas schnelleren Zeit einen neuen Fahrstuhl zu bauen.
Beschreibung: [Lucie]: Dadurch, dass wir hier auch schon ein paar Monate gearbeitet haben, oder immer noch arbeiten, wollten wir auch mal unsere Eindrücke mit euch teilen, die wir so mitbekommen haben. Zum Beispiel fällt mir da auch eine Geschichte ein, wo wir unterwegs waren zum Zoo. Wir haben die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt. Da war ein Mädchen bei, die auch im Rollstuhl saß, die war halt etwas schwerer. Wir mussten einen Bordstein überqueren, das war ein Zebrastreifen über den wir gegangen sind. Wir haben es nicht geschafft mit dem Rollstuhl über diesen Bordstein zu kommen. Da musste erst ein Pkw Fahrer aussteigen, der am Zebrastreifen gewartet hat, um uns zu helfen. Also es sind schon so kleine Dinge ne… Man sagt ja, ja abgesenkter Bordstein und so. Ist ja Barrierefrei. Aber auch als der abgesenkt war, haben wir es nicht geschafft ohne die Hilfe des Mannes, der dann ausgestiegen ist, den Rollstuhl darüber zubekommen. Fand ich sehr erschreckend auf jeden Fall. Es gibt schon viele Orte wo es umgesetzt wird, wie ihr vielleicht schon in der ersten Folge gehört habt von dem Podcast, aber es gibt auch viele Orte, wo es noch nicht der Fall ist oder wo es auch noch nicht richtig umgesetzt wurde, obwohl man gesagt hat, es ist Barrierefrei. Es ist auch mal interessant zu wissen, was das für Auswirkungen auf die Menschen hat, für jemanden, also Jan und ich wir sind ja in der Situation, dass wir jetzt nicht gehindert werden durch diese Barrieren. Aber wenn man sich ein bisschen mehr mit dem Thema zusammensetzt, findet man schon sehr viel heraus, was die Menschen so daran hindert, ein normales Leben zu führen.
Beschreibung: [Jan]: Um nochmal darauf zurückzukommen, dass wir beide ja nicht wirklich eingeschränkt sind, also bevor ich mich mit dem Thema beschäftigt hab ich auch gar nicht darauf geachtet, wo jetzt was Barrierefrei ist. Weil für mich war es ja überall möglich, alles zu erreichen. Aber jetzt, wo ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, war es schon so, dass ich mal rumgelaufen bin, hab geguckt: „ Wo ist das hier und wo gibt’s Probleme“ und sowas. Wenn man sich mal umguckt, fällt einem eigentlich schon relativ viel auf.
Beschreibung: [Lucie]: Wie du schon gesagt hast, man achtet da jetzt mehr drauf. Man merkt ja auch dann, dass die Programmhefte zum Beispiel von der Lebenshilfe so geschrieben werden, dass sie in leichter Sprache geschrieben werden, dass jeder die Hefte versteht und jeder sich auch angesprochen fühlt. Sodass auch jeder in freien Stücken sich entschieden kann und sich eine Meinung bilden kann, was ich auch sehr gut finde.
Beschreibung: [Jan]: Was mir bei der Lebenshilfe auch aufgefallen ist, das wir viele mit Bildchen beschriftete Sachen haben. Zum Beispiel auf den Toiletten, wie man sich die Hände wäscht. Oder an bestimmten Räumen, was dort ist. Zum Beispiel ein Spieleraum oder sowas. Wir betreuen ja auch Kinder bei der Lebenshilfe und die sind ja auch eingeschränkt und können teilweise nicht lesen. Dann können sie sich an den Bildern besser orientieren, was jetzt hier ist, oder was sie zu tun haben und wie das abläuft. Ich denke das Problem ist auch, dass noch nicht überall Barrierefreiheit vorhanden ist, dass es sehr aufwendig ist, auf jede einzelne Einschränkung zu achten und alles darauf anzupassen. Das wäre natürlich richtig aber es ist sehr schwierig glaube ich und auch sehr teuer und aufwendig, dass überall zu machen.
Beschreibung: [Lucie]: Vor Allem, wenn man sich vielleicht gar nicht so viel mit dem Thema beschäftigt. Und als Mensch, der vielleicht nicht beeinträchtigt ist, macht man sich vielleicht gar nicht so viele Gedanken darüber, was das für Auswirkungen hat für andere Menschen. Ich denke, dass ist auch ganz wichtig, dass man sich dahingehend bildet. Weil man kann sich natürlich nicht so in die Lage des Menschen versetzen. Das ist deswegen wirklich bei vielen so, dass die da gar nicht so drüber nachdenken.
Beschreibung: [Jan]: Ja, genau das hatten wir ja auch gesagt, dass wir bevor wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, gar nicht drauf geachtet haben. Um das ganze Thema Barrierefreiheit nochmal zusammenzufassen, könnte man sagen, dass Barrierefreiheit nicht überall gegeben ist, aber an manchen Orten ist es schon vorhanden nur wird sich das in der Zukunft noch abändern, sodass die Menschen in Zukunft immer bessere Chancen haben. Wenn man das mal mit der Vergangenheit vergleicht… Vor 50 Jahren sah das noch ganz anders aus, als heute. Das macht die Entwicklung auf jeden Fall in die richtige Richtung. Braucht noch ein bisschen, ist aber auf jeden Fall auf einem sehr guten Weg.
Beschreibung: [Lucie]: Und das man vielleicht mitnehmen kann aus dieser Folge, dass es nicht nur heißt, dass man einem Rollstuhlfahrer ermöglicht, Treppen zu erzwingen, indem man Aufzug fährt, sondern, dass es auch viele andere Menschen trifft , wie zum Beispiel die älteren Menschen sondern auch Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung oder auch dass der Tastsinn beeinträchtigt ist. Es ist viel viel Umfangreicher, als man denkt. Vielleicht könnt ihr etwas aus dem Podcast mitnehmen und bemerkt eher, was Barrierefrei ist und was nicht.
Beschreibung: In der nächsten Folge geht es um das Ambulant unterstütze Wohnen der Lebenshilfe. Also seid gespannt und hört gerne wieder rein.
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