Folge 2- Inklusionsunternehmen?! Was ist das?
Shownotes
Heute sprechen wir über Inklusionsunternehmen der Lebenshilfe Essen und haben dafür einen der Mitarbeiter als Gast zu uns eingeladen. Attila Aktas erzählt vom InCLOU. Und hier geht's zum InCLOU: https://www.lebenshilfe-essen.de/de/dienstleistungen/arbeit/
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Podcast Folge 2: Verschriftlichung
Lena: Hallo und herzlich willkommen zur zweiten Folge des Podcast der Lebenshilfe Essen „Über Umwege durchs Leben“. Heute wollen wir über das Inklusionsunternehmen der Lebenshilfe Essen sprechen und haben dafür einen der Mitarbeiter als Gast zu uns eingeladen.
Lena: [Jingle]
Lena: Ja, Hallo Atilla. Danke, dass du dir Zeit genommen hast, ein paar Fragen für unseren Podcast zu beantworten.
Atilla Aktas: Hallo, mein Name ist Atilla Aktas, ich bin 43 Jahre alt und seit 2014 mit Unterbrechung bei der Lebenshilfe in Essen tätig und seit dem 1. August des vergangenen Jahres 2020 bin ich der Betriebsleiter des Inklusionsunternehmens der Lebenshilfe Essen.
Jonas: Ja, wie bereits beim letzten mal angekündigt, haben wir heute einen Gast, der uns zum Inklusionsunternehmen mehr Einblicke geben kann. Und zwar wollten wir erst einmal wissen, was genau die Beweggründe für das Inklusionsunternehmen bzw. die Gründung dahinter sind. Was sind besondere Ziele und Motivationen, die da mitreingespielt haben?
Atilla Aktas: Ja, wie du es schon richtig gesagt hast, es sind Beweggründe, nicht nur ein Beweggrund, es gibt mehrere. Zum einen ist es so, dass die Lebenshilfe in Essen ein sehr breites Angebot, ein großes Portfolio an Dienstleistungen und Einrichtungen vorhält. Ihr habt ja schon in eurem ersten Podcast darüber berichtet, was wir alles machen und bis zum vergangenen Jahr fehlte aber in diesem Portfolio, in diesem Blumenstrauß an Angeboten, das Thema Arbeit. Es gibt ja hier in Essen verschiedenste Anbieter für Menschen mit Behinderung, die das Thema Arbeit abdecken, zum Beispiel kennt ihr sicherlich die GSE Werkstätten oder die Franz-Sales-Werkstätten in Essen und dann gibt es natürlich noch jede Menge anderer Anbieter und die Lebenshilfe Essen hatte so ein Angebot bis dato nicht. Und natürlich ist es unser Anspruch als Unternehmen, unseren Kunden und deren Angehörigen ein so breit gefächertes Angebot wie möglich anbieten zu können und das war ein Beweggrund in das Thema oder in das Feld Arbeit mit einzusteigen. Da bietet es sich heutzutage natürlich an, mit einem Inklusionsunternehmen zu starten und nicht eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu eröffnen. Das ist so der eine wesentliche Beweggrund. Ein anderer wesentlicher Beweggrund war, dass wir in dieser Zeit gravierende Gesetzesänderungen mitmachen müssen. Das Recht für Menschen mit Behinderung, das SGB9, das wird derzeit oder wurde komplett umgeschrieben und die Auswirkung diese Umschreibungen die erstrecken sich jetzt über mehrere Jahre, in verschiedenen, sogenannten Reformstufen und ein wesentlicher Effekt dieser Reformstufen ist die Trennung von Leistung. Das heißt, wo Menschen vorher eine einzige Pauschal Leistung erhalten haben, differenzieren sich diese Leistungen jetzt aus, sodass die Menschen in die Lage versetzt werden, durch die Leistung, die sie erhalten, viel mehr Handlungsmöglichkeiten zu bekommen, viel mehr Spielraum, sich aussuchen zu können, Dienstleister in Anspruch zu nehmen oder nicht. Wir wollten vor diesem Hintergrund der Wahlmöglichkeiten mehrere Dienstleistungen schaffen und anbieten, dass also die Menschen, die wir betreuen auch in Zukunft die Leistungen aus einer Hand erhalten können, wir gleichzeitig aber den Gesetzesänderungen Rechnung tragen und diese Leistung eben modular anbieten. So, um es vielleicht schon ein bisschen vorwegzunehmen, wahrscheinlich fragt ihr ja gleich was wir für Leistungen konkret anbieten, dass wir zum Beispiel die Leistung der Hausmeister Tätigkeiten, dass wir die als Dienstleistung anbieten, die unsere Bewohnerinnen und Bewohner, Kunden und Kundinnen buchen können, so wie wir das auch von zu Hause kennen. Also wenn wir einen verstopften Abfluss haben, dann rufen wir den Installateur. Wenn bei uns irgendwas an der Elektronik nicht funktioniert, rufen wir den Elektriker. Und so soll es in Zukunft auch bei uns sein, bei der Lebenshilfe Essen, wenn ein Kunde/eine Kundin irgendein technisches Problem hat, dann kann sie den Handwerker aus unserem Hausmeister Service anrufen und buchen. Das sind so ganz schnell und grob formuliert die beiden Hauptbeweggründe, wieso wir ein Inklusionsunternehmen gegründet haben. Da gibt es neben den beiden großen Gründen auch noch mehrere Kleine, das würde jetzt aber zu weit führen und ist für die Zuhörer wahrscheinlich auch eher uninteressant.
Lena: Wie sieht denn so ein Alltag im Inklusionsunternehmen aus? Gibt es da Besonderheiten?
Atilla Aktas: Ja, muss man vielleicht noch vorweggreifen: was ist denn eigentlich der Auftrag, der gesetzliche Auftrag, des Inklusionsunternehmens. Unser Auftrag ist es, Menschen mit bestimmten Formen von Behinderung, deren Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, schlecht/negativ sind, eine Stelle, einen Arbeitsplatz anzubieten, den sie dauerhaft besetzen können, bei denen sie ihren Vorstellungen, ihren Neigungen, ihren Stärken entsprechend, ihren Kompetenzen entsprechend, womöglich ihrer Ausbildung entsprechend auch zielgerichtet eingesetzt werden. Was bedeutet das konkret? Wenn Menschen mit Behinderung aufgrund ihrer Behinderung Schwierigkeiten bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten haben, dann kann das bei einem normalen Unternehmen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt dazu führen, dass der Arbeitgeber sagt: er bringt nicht genug Leistung, um dauerhaft bei uns arbeiten zu können und wir können diese Minderleistung nicht kompensieren. Hier kommen eben Inklusionsunternehmen ins Spiel, die einerseits durch die Qualifikation der Mitarbeiter, der nicht behinderten Mitarbeiter und durch zielgerichtete Förderung von dem Inklusionsamt des LVR, des Landschaftverbandes Rheinlands, aber auch durch Förderung von der Agentur für Arbeit oder des JobCenters, eben Ressourcen zu Verfügung stehen haben, um die Schwächen, die die Menschenmit Behinderung haben ausgleichen zu können. So dass die Schwächen für den Arbeitsalltag keine Relevanz haben und sich die Mitarbeiter mit Behinderung eben auf ihre Stärken konzentrieren können und die eben gewinnbringend für das Große und Ganze einsetzen können. Das ist so das eigentliche Ziel eines Inklusionsunternehmens. Da gibt es natürlich ganz viele Auflagen und Vorrausetzungen und ganz viele gesetzliche Rahmenbedingungen, alle auch im SGB9 und teilweise anderen sozialen Gesetzbüchern niedergeschrieben, an die man sich halten muss, um überhaupt ein Inklusionsunternehmen führen zu dürfen. Das ist zum Beispiel eine ganz wesentliche, ich nenn jetzt mal eine exemplarisch, eine ganz wesentliche Voraussetzung ist die Quote, die wir erfüllen müssen. Also wir müssen mindestens 30%, dürfen aber auch nur maximal 50%, Menschen mit Behinderung in diesem Unternehmen einstellen. Das ist zum Beispiel eine wesentliche Voraussetzung, von diesen Voraussetzungen gibt es noch viele mehr. Wie stellt sich die Arbeit konkret dar? Das Ziel welches sich aus den Rahmenbedingungen ergibt, lautet, dass wir eine Arbeitsstelle anbieten, wie sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt üblich ist. Das heißt grundsätzlich unterscheidet sich die Tätigkeit in einem Inklusionsunternehmen erst einmal nicht von der Tätigkeit in einem anderen Unternehmen. Wenn wir jetzt zum Beispiel unseren Hausmeisterservice uns vor Augen halten, die Tätigkeit im Hausmeisterservice ist grundsätzlich erstmal keine andere, als die von Hausmeister Service Meier Müller Schmidt in Essen Huttrop. Die Arbeitsweise, die Rahmenbedingungen, die Instrumente, die Ressourcen, das ist alles dasselbe. Im Detail unterscheidet es sich eben durch die Hilfestellung, die wir unseren Mitarbeitern bieten können, was man eben in einem nicht Inklusionsunternehmen so nicht zur Verfügung stehen hat. Auch ein normaler Handwerkerbetrieb kann beim JobCenter, bei der Arbeitsagentur oder auch beim Inklusionsamt Anträge auf Eingliederungszuschüsse stellen, sprich das sind Fördergelder die eben dazu dienen sollen, Minderleistungen auszugleichen, das können normale Handwerksbetreibe. Was normale Handwerksbetriebe nicht in ihren Reihen haben, sind eben pädagogisch geschulte Mitarbeiter, die das auch wirklich fachspezifisch begleiten können. Da unterscheidet sich die Tätigkeit im Inklusionsunternehmen natürlich deutlich von deren Unternehmen. Wir haben das fachliche Know-how, Menschen mit Behinderung ganz zielgerichtet ihrem Unterstützungsbedarf entsprechen, Hilfeleistung zu bieten. Oder auch die Arbeit so umzuorganisieren, dass eben individuelle Schwächen gar nicht erst zu Tage kommen.
Jonas: Interessant zu hören, dass man sich auch als Privatperson mit seinen Aufträgen an die Lebenshilfe Essen wenden kann, das ist wahrscheinlich etwas, dass neben mir auch andere noch nicht wussten. Schön, dass wir an der Stelle schon mal was Neues dazu gelernt haben. Schön auch, nochmal vergewissernd, dass die Lebenshilfe ihre Mitarbeiter im Inklusionsunternehmen so gut vorbereitet und unterstützt, auch mit Hinblick auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.
Atilla Aktas: Und dabei ist die oberste Maxime und das habt ihr auch schon in eurem ersten Podcast richtig festgehalten, es geht halt darum, dass wir auf Augenhöhe arbeiten. Das bedeutet der Mensch mit Behinderung erhält genau die gleiche Vergütung, genau den gleichen Lohn, wie ein Mitarbeiter ohne Behinderung, der eine vergleichbare Tätigkeit ausübt. Wir haben genau die gleiche Wochenstundezahlt, genaue die gleichen Arbeitsbedingungen, genau die gleichen Arbeitsinstrumente. Also da geht es tatsächlich darum, wir arbeiten in der Tat auf Augenhöhe miteinander.
Lena: Wie können Außenstehende mit dem Inklusionsunternehmen in Kontakt treten bzw. interagieren?
Atilla Aktas: Da stellt sich zunächst einmal die Frage, was die Motivation des Außenstehenden ist mit uns in Kontakt zu treten. Also geht es zum Beispiel um einen Bewerber, der bei uns arbeiten möchte oder geht es um einen Auftraggeber, der uns engagieren möchte oder geht es um eine andere Institution, die mit uns kooperieren möchte, das ist schon mal interessant zu wissen. Grundsätzlich ist es erstmal so, wir haben unsere Präsenz auf unserer Internetseite www.lebenshilfe-essen.de, da unter der Rubrik Informieren und unter Rubrik Arbeit, stellen wir unser Inklusionsunternehmen vor. Das Inklusionsunternehmen hat derzeit drei Abteilungen und für jede Abteilung gibt es einen Ansprechpartner, der sozusagen der Fachexperte für die jeweilige Arbeit, die jeweilige Dienstleistung der Abteilung zuständig ist und informieren kann. Das grundsätzlich, wir sind per Telefon erreichbar, wir sind per Email erreichbar, per Fax erreichbar, das sind erstmal grundsätzlich die Kanäle, die zur Verfügung stehen. Ich als Betriebsleiter bin quasi übergeordnet zuständig, mich kann man quasi für alle drei Abteilungen ansprechen und für übergeordnete Themen ansprechen und auch ich bin auf der Homepage veröffentlicht und meine Kontaktdaten sind da auch für jeden zugänglich. Wie gesagt, wenn sich jemand bewerben möchte und erst einmal ein paar Informationen haben möchte bevor er denn dann eine ganz reguläre Bewerbung fertig macht, der kann uns gerne anrufen und wir geben dann gerne Auskunft über Tätigkeitsinhalte oder, ich meine da kommen wir gleich noch zu, Ausbildungsinhalte und dann läuft es aber auch, wie bei allen anderen Stellen, die wir hier bei der Lebenshilfe ausschreiben aber auch wie bei allen anderen Unternehmen, dass man dann ganz normal eine Bewerbung fertig macht und die an bewerbung@lebenshilfe-essen.de schickt, dann wird die an mich weitergeleitet und dann bearbeite ich die gemeinsam mit meinen Mitarbeitern. Wenn man sich als Kunde für unsere Dienstleistungen interessiert führt der Weg im Prinzip über genau die gleichen Kanäle zu uns, man kann sich erstmal grob auf der Homepage informiere, was wir für Dienstleistungen anbieten aber das sind natürlich erstmal nur Oberbegriffe, sonst wäre die Homepage ja zum Bersten gefüllt, wenn wir alles reinschreiben würden, was wir so machen und da informieren wir auch gerne per Telefon oder per Email über konkrete Dienstleistungen oder wenn jemand eine konkrete Anfrage hat dann können wir beurteilen, können wir das leisten oder nicht. Naja und die dritte Kategorie, Kooperationspartner, zum Beispiel auch die könne sich gerne bei uns über die genannten Kanäle melden und wir können miteinander besprechen, ob eine Kooperation und in welcher Form eine Kooperation in Frage kommt oder auch nicht.
Jonas: Okay, dann frag ich mal, was für dich persönlich der schönste Moment im Inklusionsunternehmen bei der Lebenshilfe bis jetzt war. Welcher Moment ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Atilla Aktas: Also wenn ich jetzt das schönste Erlebnis beschreiben würde, würde ich ja ganz viele andere schöne Erlebnisse herabwürdigen, deswegen will ich nicht von einem schönsten Ereignis sprechen, was ich aber grundsätzlich auch für mein Team sagen kann, ist, dass es unglaublich viel Spaß macht, so ein Unternehmen von der Pike auf, also quasi von 0 an, zu gründen, aufzubauen, zu betreiben und das eben in einem kleinen aber sehr feinen Team mit motivierten, fleißigen Mitarbeitern. Das macht einfach riesig viel Spaß, und das jeden Tag und ich hab den Eindruck, dass das meinen Mitarbeitern ganz genauso geht und jeder, der hinzukommt, also wir haben nicht sofort in voller Mannschaftsstärke gestartet, sondern das baut sich auch so langsam auf, dass sich also jeder der hier dazukommt schnell von unserer Begeisterung und unserer Freude an der Tätigkeit anstecken lässt und das eben jeden Tag zu sehen und mit den Kolleginnen und Kollegen gemeinsam zu arbeiten, das macht richtig viel Spaß. Jedes Mal aufs Neue ein schönes Erlebnis.
Lena: Neben den schönsten Momenten gibt es ja mit Sicherheit auch schwierige Momente. Was hast du da für Erfahrungen gemacht?
Atilla: Da möchte ich das genauso halten, da jetzt nichts explizit hervorzuheben, aber das ergibt sich eigentlich aus dem Ziel des Inklusionsunternehmens, denn wir wollen ja typische Arbeitsmarkt Bedingungen schaffen. Das heißt, wir wollen kein Sonderunternehmen sein, sondern ein ganz normales Unternehmen wie jedes andere auch und neben den schönen Erlebnissen gibt es natürlich dann auch negative und schwierige Erlebnisse wie auch in jedem anderen Unternehmen. Da kann jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen, was dann eben so dazu gehört. Ich meine negatives Highlight im letzten halben Jahr war selbstverständlich die Corona Krise und was das bewirkt hat und wie es sich auf unser Unternehmen und unsere Arbeit ausgewirkt hat, aber auch da gibt es nichts so negatives, dass man dem nicht auch etwas positives abgewinnen kann, denn wir haben uns ja auch in dieser schwierigen Situation so darauf eingestellt, positioniert Mittel und Wege, teilweise sehr kreative gefunden, trotzdem unsere Arbeit so zu verrichten, dass unsere Kunden oder unsere Kundin, die Lebenshilfe Essen in der Arbeitsqualität keinen Unterschied spürt. Und ja, wie gesagt die Herausforderungen waren teilweise schwierig und unangenehm und trotzdem kriegen wir das hin.
Lena: Welches Profil sollte denn jemand haben, der sich beim Inklusionsunternehmen der Lebenshilfe Essen bewirbt?
Atilla: Das kommt drauf an. Und zwar kommt es darauf an, in welcher Abteilung er oder sie sich bewirbt und auch welche Anforderung der oder die Bewerber*in mitbringt, also die Bewerberin beispielsweise eine fachspezifische Arbeit verrichten möchte, z.B: in unserem Büroservice haben wir verschiedene Dienstleistungen. Wir haben einfache Dienstleistungen in dem Bereich und einfach heißt in dem Moment nicht, dass sie minderwertig ist, sondern einfach heißt in dem Kontext nur, dass man da keine Fachausbildung benötigt, um diese Tätigkeit ausführen zu können. Das sind zum Beispiel Tätigkeiten, wie das Besetzen der Telefonzentrale, Postbearbeitung, Posteingang, Postausgang, das Vor- und Nachbereiten von Besprechungsräumen, die Bewirtung während Besprechungen und Veranstaltungen und so weiter und sofort. Also einfache Büroleistungen und dann gibt es qualifiziertere Bürodienstleistungen, das sind z.B. Buchhalterische Aufgaben, Kreditoren Buchhaltung, Debitoren Buchhaltung, Jahresabschlussbereitungen, Kassenprüfung und so weiter und sofort. Für die Tätigkeiten wiederum braucht man eine Qualifikation, man sollte also eine kaufmännische Ausbildung haben, je nachdem auch sogar noch eine einschlägige Weiterbildung. Und je nachdem wo ich mich bewerbe oder was ich gerne machen möchte, muss ich eben entsprechende Qualifikationen mitbringen oder zumindest Berufserfahrung mitbringen. Deswegen kann ich die Frage so nicht eindeutig beantworten, sondern mit kommt darauf an. Grundsätzlich kann ich aber sagen, es ist nicht für jede Tätigkeit eben eine Fachqualifikation notwendig, also auch Menschen mit einer anderen oder gar keiner Qualifikation, wobei ich bin überzeugt das gibt es nicht, jeder Mensch ist qualifiziert, es ist nur die Frage hat er eine Berufsausbildung abgeschlossen oder nicht, ist nicht für jede Stelle zwingend erforderlich.
Jonas: Um vielleicht nochmal genauer darauf einzugehen, welche persönlichen Eigenschaften bzw. Qualitäten menschlicher Art sind denn nötig? Vermutlich wird Hilfsbereitschaft da sehr weit oben stehen.
Atilla: Genau, also Hilfsbereitschaft steht ganz oben auf der Agenda auf der Liste. Also der Mitarbeiter muss absolut teamfähig sein, geduldig sein, muss Spaß daran haben, sich regelmäßig auf neue Situationen einstellen zu können. Also es gibt im Prinzip keinen Tag, der dem anderen gleicht und für Menschen für die Routine eine übergeordnete Wichtigkeit hat und die ganz unbedingt Routine brauchen, die müssen sich eben darüber im Klaren sein: das ist bei uns eher schwierig, bei uns passiert wirklich jeden Tag was neues. Das ist eigentlich das wichtige, natürlich Freude, gerade natürlich wenn es um die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ohne Behinderung geht, dann unbedingt die Bereitschaft, die Freude am Umgang mit Menschen und da eben auch mit Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Das ist Hauptvoraussetzung. Sollte auch Humor haben und sollte sich auf eine Jeckegruppe, wie wir sie sind, einlassen können.
Lena: Gibt es für Menschen mit Behinderung eigentlich eine Hilfe für Bewerbungen? Wenn ich mich vorher zum Beispiel nie mit einem Laptop oder einer Bewerbung beschäftigt habe oder an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche erkrankt bin?
Atilla: Die Antwort auf deine Frage ist sehr breit gefächert. Wenn die Frage ans Inklusionsunternehmen gerichtet ist, lautet die Antwort nein. Also wir unterstützen niemanden, der noch nicht für uns tätig ist dabei sich so zu bewerben dass es für uns tätig werden kann, das machen wir nicht. Aber es gibt ganz viele Institutionen, die wir hier im Unternehmen haben oder von Mitarbeitern hier im Unternehmen angeboten werden, so muss man es genauer sagen, die unter anderem behilflich dabei sein können. Also ich ziele hier auf das KoKoBe und das EUTB ab, da können sich Menschen mit Behinderung hinwenden wenn sie bei verschiedenen Fragestellungen Unterstützung brauchen, das bedeutet nicht, dass die KoKoBe oder die EUTB dann sofort die Unterstützungsleistung selber bringen kann. Aber sie wissen zumindest an wen man sich wenden kann, um die nötige Unterstützung zu bekommen. Das wäre dann auch die Möglichkeit für einen Bewerber oder eine Bewerberin.
Jonas: Die genannten Stellen findet man sicher auch auf unserer Website.
Jonas: Atilla. Ja, unter anderem. Also da ist es nochmal wichtig darauf hinzuweisen, die KoKoBe und die EUTB sind kein spezifisches Angebot ausschließlich der Lebenshilfe, sondern das sind Angebote vom Staates, beziehungsweise des Landes und bei uns eben finanziert vom LVR und wir haben eben die Möglichkeit das im Auftrag des LVR durchzuführen. Die Informationen darüber findet man einerseits bei uns auf der Homepage, die findet man aber beispielsweise auch auf den Homepages des LVR.
Jonas: Ich wollte auch nochmal wissen, wie es mit den Ausbildungen aussieht, die das Inklusionsunternehmen anbietet. Wie muss man sich die genau vorstellen? Bereiten die einen klassisch, wie auch in anderen Unternehmen auch, auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vor oder sind die in irgendeiner Art besonders?
Atilla: Da gilt auch das gleiche, wie ich bereits zu der Tätigkeit des Inklusionsunternehmens als solches grundsätzlich gesagt habe und zwar ist es erstmal eine Ausbildung, also wir bieten ja zwei verschiedene Ausbildungen an, einmal sind es Ausbildungen wie jede andere auch, nur dass wir eben für die Auszubildenden mit Behinderung aufgrund der Fördergelder die Möglichkeit haben, sie noch intensiver zu unterstützen, eben auch bei Fragestellungen, die sich aus der Ausbildung heraus ergeben, als das unter Umständen bei Unternehmen der Fall ist, die eben kein Inklusionsunternehmen sind und eben nicht diese Fördergelder bekommen. Ansonsten gibt es da erstmal keinen Unterschied. Wir bieten nicht nur diese vollwertigen dreijährigen Berufsausbildungen an, sondern auch die verkürzten Helferausbildungen. Also wenn jetzt beispielsweise jemand eine Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im Gesundheitswesen anstrebt, und dann während der Ausbildung feststellt, das ist zu anspruchsvoll für mich, das schaff ich nicht, das ist zu viel, zu schwierig, wie auch immer, dann kann auch eine verkürzte Ausbildung beispielsweise zur Bürofachkraft absolviert werden. Dies Möglichkeit haben wird, das sind aber keine Möglichkeiten, die explizit nur Inklusionsunternehmen anbieten, es ist aber auch nicht so, dass jedes Unternehmen diese verkürzten Helferausbildungen anbieten. Insofern könnte man das vielleicht noch als Besonderheit hervorheben. Aber sonst ist wie gesagt das wesentlich besondere daran, dass wir unsere Auszubildenden Best wie möglich unterstützen können, weil wir die Ressourcen dafür haben. Und wofür wir uns verpflichten ist, dass wir die Auszubildenden nach der Ausbildung in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis aufnehmen, das heißt wir haben eine Übernahmegarantie.
Jonas: Das ist auf jeden Fall Goldwert. Übernahmegarantie findet man nicht oft, da sollte man auf jeden Fall froh drüber sein. Wir würden uns dann für heute verabschieden. Natürlich auch nochmal beim Atilla, der uns heute viele interessante und spannende Einblicke in das Inklusionsunternehmen gegeben hat.
Lena: Genau, vielen Dank dafür auf jeden Fall schon mal, es war sehr interessant, mal mehr über das Inklusionsunternehmen zu erfahren, was man vorher vielleicht gar nicht gedacht hätte.
Jonas: Anschließend würden wir dann noch fragen, ob es ein paar letzte Worte gibt, ein finales Statement das du vielleicht loswerden möchtest oder irgendeine Message an die Zuhörer.
Atilla: Tja, was kann ich sagen… schaut bei der Lebenshilfe Essen vorbei, schaut was wir alles in unserem bunten Blumenstrauß an Angeboten haben, wenn irgendwas für euch in Frage kommt, entweder als Kunde oder auch als zukünftiger Mitarbeiter, freuen wir uns über eure Kontaktaufnahme. Und persönlich wünsche ich natürlich allen, dass das Jahr 2021 etwas weniger verrückt und etwas weniger aufregend verläuft als das Jahr 2020 und wir alle weiterhin gesund und munter bleiben.
Jonas: Ja, in der nächsten Folge reden wir nochmal etwas genauer über den FUD, die Abteilung in der Lena und ich hauptsächlich tätig sind und auch dafür werden wir wieder einen Gast dabei haben. Also, bis zum nächsten Mal!
Jonas: [Jingle]
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